Wir haben uns frühzeitig entschieden, uns auf das vertikale Volumen mit der maximal zulässigen Bruttogeschossfläche zu konzentrieren, so dass ein Teil der Grundstücksfläche unbebaut bleiben kann. Dieser Bereich wird eine Art Plaza bilden, vergleichbar mit den öffentlichen Räumen einer europäischen Stadt.
Die Form des Gebäudes wird wesentlich durch den Einfallswinkel des lokalen Profils beeinflusst. Je nachdem, wo der Betrachter steht, wird der Körper des Gebäudes eher wie ein Kristall oder wie ein archaischer Gebäudetyp mit Satteldach aussehen. Der ambivalente, sich ständig verändernde und oszillierende Charakter der Identität des Gebäudes wird durch die skulpturale Wirkung seiner verglasten Oberflächenstruktur verstärkt. Das rautenförmige Raster an der Fassade ist allseitig mit einer Kombination aus konvexen, konkaven oder flachen Glasscheiben verkleidet. Diese unterschiedlichen Geometrien erzeugen facettierte Reflexionen, die es dem Betrachter innerhalb und außerhalb des Gebäudes ermöglichen, ständig wechselnde Bilder und fast kinematografische Perspektiven von PRADA-Produkten, der Stadt und sich selbst zu sehen.
Das Raster an der Fassade ist aber nicht nur eine optische Illusion, sondern wird aktiv in die Bautechnik eingebunden und trägt in Verbindung mit den vertikalen Kernen des Gebäudes die Decken. Die horizontalen Rohre versteifen die Struktur und bieten zudem mehr private Bereiche für die Umkleideräume und die Kasse auf den ansonsten offenen, lichtdurchfluteten Böden des Gebäudes.
Die Leuchten- und Möbelausstattung für die Präsentation von PRADA-Produkten und für Besucher wurde speziell für diesen Standort neu gestaltet. Die Materialien sind entweder künstlich, wie Harz, Silikon und Glasfaser, oder natürlich, wie Leder, Moos oder poröse Holzbohlen. Solche kontrastreichen Materialien verhindern eine feste stilistische Klassifizierung des Ortes, so dass sowohl traditionelle als auch radikal zeitgenössische Aspekte als selbstverständliche und gleichwertige Bestandteile der heutigen globalen Kultur erscheinen.
Quelle (aus dem Englischen übersetzt): Herzog & de Meuron
Bilder: Johannes Marburg