Das moderne, pavillonartige Wohnhaus der Familie Binder befindet sich in der Ortsbildschutzzone der Gemeinde Tegerfelden. Das Haus wird gebildet durch ein Dach, das auf wenigen Stützen aufliegt. Dabei kragt das Dach, entsprechend den historischen Bauten im Ortsbild, traufseitig klar über die Fassade aus, während ortseitig der Überstand nur gering ist. Entsprechend der Bauten im Dorf, bei welchen die Ortwände im Dachgeschoss aussen jeweils in der gleichen Farbigkeit wie das Dach verkleidet wurden, ist die Materialisierung beim Wohnhaus rundherum gleich. Das Dach als fünfte Fassade des Hauses ist aussen in Kupfer gekleidet und tritt innen naturbelassen in Erscheinung. Das Gebäude gräbt sich hangseitig leicht ins Terrain ein und ist rundum verglast. Im Innenraum wird der Terrainversatz durch ein Sideboard über die ganze Gebäudelänge begleitet.
Ein innenliegender Kernbau zoniert das Wohnhaus und beherbergt zugleich die Nebenräume. Der Innenraum, kann optisch durch Schiebetüren getrennt werden. Trotz der umlaufenden Verglasung, mit einem uneingeschränkte Blick in den parkähnlichen Garten, birgt das Haus einen hohen Grad an Geborgenheit. Die Untersicht der Traufe ist ein verbindendes Element zwischen innen und aussen.
Ästhetische und konstruktive Merkmale
Das Wohnhaus wird durch einen reinen Holzbau gebildet. Das moderne Dach ist raumbildend und stützt sich auf vier Stützenpaaren ausgefacht mit Andreaskreuzen und in Längsrichtung jeweils einer ergänzenden Stütze auf. Das Dach überdeckt eine Grundrissfläche von 10 x 16.40 m. Eine Besonderheit ist die Ausbildung des Firstdetails. Das Weglassen des stehenden Firsts unterstreicht den modernen Holzbau und wird gleichzeitig zur Herausforderung im Bereich der Statik.
Reduziert auf wenige Materialien, tritt der Holzbau in den Vordergrund. Das Fügen der Bauteile wird bewusst gezeigt, das Anordnen und die Orientierung der Fugen war zentral für den Entwurf. Während bekleidende Elemente und Einbauten mit horizontalen Fugen anschliessen, haben tragende Elemente vertikale Fugen. Die Faserrichtung der Holzelemente widerspiegelt die Richtung des Kraftverlaufs.
Das Ergebnis ist ein Holzbau von hoher Ästhetik, welche sich durch nicht sichtbare Verbindungsmittel auszeichnet und den Faserrichtungen der Holzoberflächen, welche den Kraftverlauf wiederspiegeln; Architektur und Holzbauingenieursleistungen vereinen sich im Projekt.
Die von innen als auch von aussen, gut ablesbar, nachvollziehbare, wenn auch reduzierte Konstruktion erschliesst sich sowohl dem Bewohner als auch dem Betrachter. Es entsteht eine moderne Interpretation und Weiterentwicklung, der im Ort vorhandenen Gebäude und zeigt prägnant und charakterbildend die Möglichkeiten des heutigen Holzbaus auch im privaten Wohnen auf.
Quelle: Oliver Christen
Bilder: Valentin Jeck