Der Standort des ehemaligen SS-Sonderlagers/ KZ Hinzert ist geprägt von landschaftlicher Idylle: sämtliche authentische Spuren des Ortes sind verschwunden. Die zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Lagers kann sich daher nicht auf architektonische oder andere räumliche Relikte stützen. Das Fehlen von historischem Material durch Rekonstruktion oder Simulation zu kompensieren erscheint fragwürdig. Notwendig erscheint vielmehr ein Ansatz, der die Ambivalenz von heutiger Idylle und vergangenem Verbrechen zum eigentlichen Thema macht. In der Auseinandersetzung mit der Landschaft werden gestalterische Mittel entwickelt, die auf einfache Art Grenzen sichtbar machen sowie aus der Topografie ein Gebäude entstehen läßt, das als Verwerfung der Landschaft deutlich macht, daß die Idylle an diesem Ort trügt. Mit dem neuen Dokumentationsund Begegnungshaus im Zentrum legt sich ein Netz von historischen Orten (z.B. Steinbruch, Gräben für Massenerschießungen) über die Landschaft und erklärt somit die Systematik des SS-Lagers. Die Information, das Lernen und Auseinandersetzten mit der Geschichte wird neben dem Gedenken durch das allmähliche Verschwinden der Generation der Zeitzeugen immer wichtiger und ist Aufgabe dieses Hauses.
Quelle: Wandel Lorch Architekten
Bilder: Norbert Miguletz