Energetische Sanierung mit vorgefertigten Holz-Rahmenbauelementen
Die Natursteinfassade eines Wohn- und Geschäftshauses von 1972 mit 32 Nutzungseinheiten in der Münchner Innenstadt musste auf Grund von Frostschäden entfernt
werden.
Im Zuge der Erneuerung wurde die Fassade auf annähernd Passivhausstandard gedämmt, mit neuen Fenstern versehen und mit einer hinterlüfteten Bekleidung aus Aluminium-Streckblech verkleidet.
Um eine minimale Beeiträchtigung in der fortlaufenden Nutzung des Gebäudes und eine kürzest mögliche Bauzeit zu gewährleisten, wurden die neue Gebäudehülle in geschosshohen Holz-Tafelbauelementen vorgefertigt. Die Konstruktion ist dabei optimal
an den Bauprozess angepasst.
Die Maschen der Streckblechverkleidung sind hochkant angeordnet, so dass eine textil anmutende Oberfläche entsteht, die von unterschiedlichen Seiten entlang des Straßenraumes vollkommen unterschiedliche Erscheinungen bietet. Von Süden betrachtet nimmt die Fassade durch ihre Maschenweite und mit dem hellen Beige des eloxierten Aluminiums einen Farbton und eine Strukturierung an, die dem Rauputz des denkmalgeschützen Nachbargebäudes entspricht. Von Norden, vom Rotkreutzplatz her, erscheint das Gebäude dunkel, die filigran strukturierte Fassade wird durchsichtig.
Die neue Fassade ist aus ca. 3 auf 13,5 Meter großen, vorgefertigten Holz-Tafelbauelementen hergestellt. Die gesamte sechsgeschossige Fassade konnte so in nur 6 Tagen montiert werden, so dass die Beeinträchtigung der Mieter, vor allem der Ladenbetreiber im Erdgeschoss auf ein Minimum reduziert werden konnte. Unmittelbar nach dem Abbruch zweier Fensterelemente wurde das jeweilige Fassadenelement mit bereits eingebauten, neuen Fenstern eingehoben und angeschlossen, so dass die Wohnungen nicht länger als eine Stunde ohne Fenster blieben. Die Elemente wurden mit eingepressten Buchenholzdübeln miteinander verzapft und wie Legosteine passgenau auf einander gesteckt.
Um die Elemente auf wenige Milimeter genau fertigen zu können, wurde das Bestandsgebäude digital aufgemessen. Auf der Grundlage dieses Aufmaßes wurden die Werkstattplanungen der Zimmerer-, Fensterbau-, Sonnenschutz- und Fassadenarbeiten erstellt. Die Abbundanalge der Zimmerei konnte darauf hin alle Einzelteile des Stabwerks der Tafelbauelemente automatisiert herstellen. Die Fassadenelemente wurden einschliesslich Fenster, Vorrüstung für Raffstoren und Fassadenbekleidung in der Zimmerei vorgefertigt, so dass die meisten Bauteilanschlüsse unter optimalen Bedingungen in der Werkstatt ausgeführt wurden.
Da das insgesamt achtgeschossige Gebäude der Gebäudeklasse 5 zugeordnet ist, lag in der Planung ein besonderes Augenmerk auf den Anforderungen an den Brandschutz, denen insbesondere durch die sorgfältige Detailierung der Fensteranschlüsse und die besondere Präzision in der Vorfertigung mit äußerst reduzierten Maßnahmen Rechnung getragen werden konnte.
*Text: Braun Krötsch Architekten *
Quelle: Klingelhöfer Krötsch Architekten PartG mbB
Fotos: Simone Rosenberg
Die Vorarbeit zu dieser Projektpublikation entstand im Rahmen der Baukonstruktionslehre im Seminar FASSADE 4.0 am FATUK der RPTU durch eine Studienarbeit von Aylin Dikme.
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