Das "Wohnhaus in Navajeda" , ein Projekt der Architekturkooperative gurea arquitectura cooperativa, liegt am Rande des Dorfes Navajeda in Kantabrien, etwa 25 Kilometer von Santander entfernt. Realisiert wurde das Einfamilienhaus im Jahr 2022 für einen privaten Auftraggeber. Mit einer Bodenfläche von rund 155 m² präsentiert sich das Gebäude als abstraktes, kompaktes Band in der Landschaft: schlicht und zeitgenössisch im Ausdruck, doch voller bioklimatischer Strategien, die das örtliche Klima nutzen.
Die Fassade zeichnet sich durch natürliche Materialien aus: Die äußeren Wand- und Deckenelemente bestehen aus Leimholzrahmen, deren Wände mit einer acht Zentimeter dicken Korkschicht und Sperrholz verkleidet sind. Eine verputzte Sockelzone sowie eine robuste Kiesumrandung schützen die Korkfassade vor Spritzwasser. Das Dach über den Wohnbereichen besteht aus Wellblech; der zentrale Wintergarten ist mit Polycarbonat-Wellplatten gedeckt. Die transluzente Haut der Fassade fungiert je nach Saison als passives Element: Durch die hohen Schiebetüren lässt sich der lichtdurchflutete Raum vollständig öffnen; Luft kann hineinströmen und über Öffnungen am First wieder entweichen, was zu einem kühlenden Luftzug führt. Werden die Seiten geschlossen, fungiert die transluzente Hülle als Sonnenfalle: Sonnenstrahlen dringen ein, erwärmen die Luft und geben Wärme zeitverzögert an benachbarte Räume weiter. Die großen, durchsichtigen Fassadenplatten ermöglichen eine flexible Gestaltung des Innenraums und eine gleichzeitige Blickbeziehung zur umgebenden Natur.
Der Innenraum ist räumlich komplex, obwohl das äußere Volumen linear erscheint. Ein Wintergarten teilt das Volumen in zwei Bereiche, die fast das ganze Jahr über als Gewächshaus fungieren und die warme Luft im Haus verteilen. Die Küche liegt im Wintergarten und dient als verbindendes Element zwischen dem größeren westlichen Wohnteil, der ein Wohnzimmer mit freistehendem Kamin und einer schmalen Galerie über eine Spindeltreppe beherbergt, sowie dem kleineren östlichen Gebäudeteil, in dem sich weitere Räume und ein Bad befinden. Die Beheizung erfolgt über einen beheizten Boden in einem H-förmigen Layout, dessen Estrichböden integrierte Fußbodenheizung besitzen.
Eine zentrale Besonderheit des Projekts ist die Umsetzung mit vorgefertigten, industrialisierten Bausystemen. Trag- und Hüllstruktur wurden in der Werkstatt hergestellt und vor Ort in nur einer Woche zu einer fertigen Struktur zusammengesetzt.
Quelle: gurea arquitectura cooperativa
Fotos: Javier Bravo
Isometrie & Teile der Zeichnungen: Jaimie Nennig im Seminar FASSADE 4.0
Die Vorarbeit zu dieser Projektpublikation entstand im Rahmen der Baukonstruktionslehre im Seminar FASSADE 4.0 am FATUK der RPTU durch eine Studienarbeit von Jaimie Nennig.
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