Neubau Verwaltungsgebäude für die Ziegler Group

2020
Büro & Verwaltung
Betzenmühle 1
95703 Plößberg
Deutschland
Holz
Büro & Verwaltung
Bandfassade
Flachdach
aussenbündig
mehrschichtig

Diese Projektvorstellung entstand in Kooperation mit BAUMEISTER.

Holzverarbeitung ist das Metier der Ziegler-Group. Was lag näher, als die Architektur des neuen Büro und Verwaltungsgebäudes ganz aus Produkten der Firma zu entwickeln – vom geschälten Rundholz bis zur Dachlatte. Brückner und Brückner Architekten fanden fast spielerisch Großformen und Details für eine überzeugende Corporate Identity mitten im Oberpfälzer Nadelwald.

Wer die A93 verlässt, die B15 in Richtung Tirschenreuth fährt um dann auf die Porzellanstraße nach Plößberg abzubiegen,dem kann es passieren, dass er einige Kilometer langsam hinter einem mit riesigen Baumstämmen beladenen Sattelschlepper herfahren muss, der dasselbe Ziel hat, die Betzenmühle: das größte Einzelstandortsägewerk Europas. Wo sich der Nadelwald lichtet, umtanzen hochwipflige Kiefern ein viergeschossiges Gebäude, dessen Glasfassaden rundum von bis zu 19 Meter emporragenden Fichtenstämmen umgeben sind. Der zweireihig gestaffelte, zu den Gebäudeecken dichter gestellte Stammkranz, der direkt aus dem Boden zu wachsen und das auskragende Flachdach zu stützen scheint, könnte als perfekte „Lock-Mimikry“ bezeichnet werden: Die 156 handgeschälten Baumstämme, die über kurz oder lang natürlich vergrauen werden, gleichen den Neubau dem Wald an, verweisen auf die auf dem Bauplatz gefällten Fichten und das Ausgangsmaterial des Sägewerks, das sich in der Talsenke vor der Ostfassade des Verwaltungsgebäudes ausbreitet. Lock-Mimikry, der Begriff aus dem Tierreich deswegen, weil diese außergewöhnliche Holzfassade, die einen feststehenden Sonnen- und Sichtschutz bildet, alle Kunden des Sägewerks neugierig macht, wie es drinnen weiter geht.

Das Leitmotiv Nutzwald und Holzverarbeitung ist mit einem kräftigen Grundakkord der Fichtenstammfassaden angeklungen.

Wer zum Eingang im Brunnenhof weitergeht, fühlt sich zunächst umfangen von Glas und Aluminium. Doch in dem Moment, wo der Besucher in der Lobby steht,fühlt und riecht er, dass er in einer lichten Holzwelt angekommen ist. Das neue Verwaltungsgebäude wird von Holzstützen getragen, kreuzweise verleimte Brettsperrholzdecken mit Holzunterzügen sorgen in Verbindung mit den in Ortbeton ausgeführten Stahlbetonkernen der beiden gegenüberliegenden Treppenhäuser und Zugbändern aus Flachstahl für die nötige Gebäudeaussteifung.

Auch die Pfostenriegel-Konstruktion der Fenster ist aus hellem Holz, das nur nach außen mit Aluminium gegen die Unbill des Wetters verkleidet wurde. Wer also in der Eingangslobby steht, blickt durch die raumhohen Fenster in einen zweiten Innenhof, weiter durch die westlichen Büros, weiter durch die „Peristasis“, dem Säulenkranz aus Stämmen bis in den westlichen Wald. In entgegengesetzter Richtung gleitet der Blick über den Brunnenhof hinaus, in die angrenzende Lounge, zwischen den Baumstämmen der Fassade hindurch, hinüber zu den Lagerplätzen des Sägewerks. Durch die Anordnung der bemerkenswert hohen Räume um die beiden Innen- und Lichthöfe herum gibt es im ganzen Haus keinen Raum, der nicht mindestens nach zwei Seiten Wald- und Lichtbezug hätte. Auf trennende Innenwände aus nichttragenden, kreuzweise verleimten Brettsperrholzwänden haben Brückner und Brückner weitestgehend verzichtet. Und wo sie schon aus akustischen Gründen angebracht waren, zeigen sie eine superfeine, mattschimmernde helle Oberfläche, die an den vorspringenden Ecken auch noch sorgfältig auf Gehrung geschnitten ist.

Quelle: BM 11/20 - Bauen mit Holz - Teil 2
Photos: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger