Das Museum Brandhorst beherbergt eine bedeutende Privatsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, vorwiegend Gemälde. Das Gebäude besteht aus einem langgestreckten Riegel- und dem Kopfbau, der die Nordost-Ecke des Münchner Kunstareals markiert. Beide Gebäudeteile sind durch eine räumlich texturierte und polychrome Hülle bekleidet, die das Haus mit abgestufter Farbigkeit und Tonalität als drei verschränkte Einzelvolumen erscheinen lässt.
Im Inneren erstrecken sich die natürlich belichteten Galerien über drei Ebenen, die durch Variationen in Abfolge, Größe und Proportion der Räume differenziert werden. Im Untergeschoss bildet der große tagesbelichtete Patio den Auftakt zu einer Serie von künstlich belichteten Kabinetten für Fotografie, Grafik, Buch- und Medienkunst. Die Ausstellungsbereiche im Erdgeschoss werden mittels innovativer Lichtlenkung von der Seite belichtet, während die oberste Etage durch Oberlichter illuminiert wird. Hier befinden sich die größten Räume, darunter eine eigens für Cy Twomblys monumentalen Lepanto-Zyklus entworfene Galerie.
Die Außenhaut des Gebäudes besteht aus glasierten Keramikstäben sowie einer horizontal gefalteten Metallfassade in zweiter Ebene. Nach dem Prinzip der kinetischen Polychromie ergibt sich eine dynamische Erscheinung mit zahllosen Variationen zwischen einem flächigen, fast entmaterialisierten Eindruck aus der Ferne und dem einer räumlich gewebten Struktur aus der Nähe. Wie ein großes abstraktes Gemälde macht die Fassade im Stadtraum auf das Museum als Ort lebendiger Kunst aufmerksam.
Während im Inneren des Museums das Hauptaugenmerk darauf liegt, ideale Ausstellungsbedingungen herzustellen, soll sein polychromes Äußeres auf seine Besonderheit als Ort ästhetischer Wahrnehmung und lebendiger Kunst aufmerksam machen. Die mehrschichtige Fassade hat aber auch eine technische Aufgabe: Vor der Unterkonstruktion und der Wärmedämmung befindet sich eine horizontal gefaltete zweifarbige Blechhaut, deren Feinperforation den Lärm des Autoverkehrs an der Türken- und Theresienstraße absorbiert. Vor dieser horizontal betonten Fassadenfläche bilden dann 36.000 in insgesamt 23 verschiedenen Farben glasierte, vertikale Keramikstäbe (4 × 4 × 110 cm) eine oszillierende äußere Schicht.
In der Fläche erzeugen die Überlagerung der horizontalen und vertikalen Linien sowie der Kontrast und das Verschmelzen der Farben eine Gesamtwirkung, die die geschlossenen Außenwände des Hauses in Schwingung versetzt, fast entmaterialisiert, denn die Oberfläche des Baus verändert sich mit der Bewegung des Betrachters. Zwischen der Schrägsicht, in der sich die vertikalen Keramikstäbe zu einer massiven Fläche zusammenziehen, und der Frontalsicht, bei der sich die mineralische Haut öffnet und der horizontal betonte Hintergrund sichtbar und dominant wird, ergeben sich zahllose Variationen in Materialität und Struktur. Die Farbgruppen vereinen sich aus der Ferne gesehen zu einem neutralen Farbton mit jeweils anderer Helligkeit und eigenem Farbeinschlag. Aus der Nähe betrachtet löst sich jedes dieser Felder wiederum in seine unterschiedlichen Einzelfarben auf.
Text: Sauerbruch Hutton
Photos: Jan Bitter