Claus und Kaan haben sich selbst einen guten Dienst erwiesen. Ihre Visitenkarte aus Beton und Glas besetzt eine der prominentesten Stellen des neuen, auf einer künstlichen Insel entstehenden Quartiers IJburg (Heft 21.2001). Auf einer Eckparzelle, die zur einen Seite bald an einen Jachthafen grenzen wird und zur anderen an das für niederländische Begriffe unermesslich große IJmeer, ist im vergangenen Jahr die Amsterdamer Niederlassung des Büros entstanden. Vom Gebäude aus sieht man am Horizont die höchst unterschiedlichen Silhouetten des historischen Städtchens Marken, der „new town“ Almere und der dort errichteten Windräder. Es ist ein besonderer Ort, der sowohl von der Bescheidenheit als auch von der Vorstellungskraft der Architekten zeugt.
Wenn die angrenzenden Parzellen einmal bebaut sind, wird das Gebäude Teil eines abwechslungsreichen Blocks aus unterschiedlich hohen Gebäuden sein. Seine heutige frei stehende Lage, die die Klarheit dieses architektonischen Statements noch steigert, ist zeitlich begrenzt. Ist das neue Stadtviertel erst einmal fertiggestellt, wird das Bürogebäude im wahrsten Sinne des Wortes ein Eckstein und Bestandteil eines größeren Ganzen sein. Die beiden noch sichtbaren blinden Seiten des Gebäudes kündigen dies Drei neue, kompakte und effiziente Stadtbausteine treffen klare Aussagen. Die Standortwahl und die besondere Eingliederung des Gebäudes in den städtebaulichen Plan für diesen Teil IJburgs, das sogenannte Haveneiland, verraten auch die Beteiligung und die entsprechenden Vorstellungen der Architekten.
Das sehr schlichte, rigide und fast monolithisch wirkende Gebäude zählt sechs Geschosse, die alle, außer dem Erdund dem obersten Geschoss, eine Höhe von vier Metern aufweisen. Dies ist eine entscheidende und gezielte Abweichung von der sonst gängigen Deckenhöhe von etwa dreieinhalb Metern, mit der, bei gleicher Bauhöhe, normalerweise sieben Geschosse realisiert werden. Die drei unterschiedlichen Deckenhöhen des Erdgeschosses, der Bürogeschosse und des obersten Geschosses sind jedoch im strengen und regelmäßigen Fassadenraster aus tragenden Betonfertigteilen nicht erkennbar, da die Fußböden in Bezug zur Fassade leicht versetzt sind. Diese „optische Täuschung“ ergibt bei den vier Bürogeschossen eine Brüstungshöhe von etwa vierzig Zentimetern. Im Erdgeschoss mit seiner Deckenhöhe von fast vier Metern befinden sich die Unterkanten der Fenster ungefähr einen Meter über dem Bodenniveau. Im Dachgeschoss reichen die Fenster bis knapp an den Fußboden. Zudem wurde hier über die Breite eines Fassadenpaneels das Dach offen gelassen, so dass eine Dachterrasse, eher vielleicht ein Patio, verwirklicht werden konnte.
Quelle: Bauwelt 14/2018
Photos: Christian Richters, Luuk Kramer, Petr Šmídek, Primabeeld