In Nachbarschaft zur Landesakademie für Jugendbildung ist in Weil der Stadt ein Bildungszentrum des gemeinnützigen Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft e.V. (LOGL) entstanden. Traditionell fördert der Verein die Vielfalt der Gartenkultur, die Bewahrung der Kulturlandschaft sowie die Vermittlung von Fachwissen aus den Bereichen Obst- und Gartenkultur.
Das Vorhaben ist gekennzeichnet durch einen vielfältig gestalteten Naturgarten und eine Streuobstwiese, in welchem zwei solitäre Holzbauten eingebettet sind. Typologisch lehnen sich die Baukörper an die in süddeutschen Streuobstwiesen charakteristischen Holzscheunen an. Beide Gebäude wurden als Einraumarchitekturen entworfen, welche räumlich durch frei eingestellte Solitärbaukörper zoniert werden. Dabei entstanden ein Hauptgebäude mit Seminarraum, Foyer, Büros und einer Bibliothek sowie ein Nebengebäude als Lager- und Technikgebäude. Die gewählte konstruktive Ordnung bietet nun die Möglichkeit die Qualitäten des zeitgenössischen Holzbaus mit seinen vielfältigen konstruktiven und sinnlichen Qualitäten darzustellen. So finden in der Gebäudehülle und der Zwischendecke heimische Nadelhölzer wie die Douglasie, Weißtanne und Kiefer Verwendung, im Bereich der Solitärbauteile im Inneren des Gebäudes die Qualitäten von verschiedenen Laub- und Obsthölzern exemplarisch aufgezeigt werden.
Durch die komplexe, gestalterische und konstruktive Durchmischung von Holzwerkstoffen und Holzarten können die konkreten Eigenschaften des jeweiligen Baustoffes zielgerichtet Verwendung finden. Dies soll modellhaft aufzeigen, dass der moderne Holzbau die große Bandbreite an Möglichkeiten zur Nadel- und Laubholznutzung in einem Projekt vereinen kann.
Komplementiert wird der Entwurf durch ein energetisches Null-Emissions-Konzept, bestehend aus einer reversiblen Luft/Wasser Wärmepumpe, PV-Anlage und minimierter, dezentraler Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, sodass die benötigte Wärme und Energie selbst erzeugt werden kann, ohne weitere Emissionen auszustoßen.
Der Einsatz einer in einem sinnvollen Maß eingesetzten, ökologischen Dämmung aus Holzfaser senkt den Primärenergiebedarf in Sommer und Winter. Der außenliegende, flexibel verschiebbare Sonnenschutz vervollständigt das Konzept passiv. Diese Lowtech-Lösung, welche ein filigranes Scheunentor zitiert, ermöglicht den Verzicht auf technisch aufwendige Fassadenschichten. Eine Regenwasserzisterne sammelt das anfallende Niederschlagswasser, sodass auch diese wertvolle und schützenswerte Ressource gespeichert werden kann.
Das Projekt des LOGL veranschaulicht in seiner Konzeption und Umsetzung ein besonderes Maß an Komplexität und Vielfalt in der Anwendung zeitgenössischer und nachhaltiger Holzbauthemen. Dabei werden sowohl industriell gefertigte Produkte mit großer Skalierbarkeit, als auch traditionelle Nischenprodukte verwendet und somit eine große Bandbreite an Möglichkeiten aufgezeigt. Ebenso soll das Bewusstsein zur Verwendung von Laubhölzern im zeitgenössischen Holzbau angeregt werden. Ergänzend soll der Einsatz von Nischenprodukten aus der großen Artenvielfalt an Holzarten in Baden-Württemberg einen Beitrag zur Wahrung der Tradition der Nutzholzverwendung aus Streuobstwiesen und Mischwäldern leisten.
Quelle: lohrmannarchitekten bda
Fotos: Volker Schrank