Das Projekt Totenstube in Vrin von Gion A. Caminada entstand aus dem Bedürfnis der Dorfbevölkerung heraus, die Aufbewahrung der Leichname nicht mehr, wie bis zu diesem Zeitpunkt in den jeweiligen Wohnräumen vorzunehmen. Das Material, die Konstruktion, das Programm und der genaue Standort der Totenstube wurden durch die Analyse des Dorfes und dessen kulturellen Gegebenheiten bestimmt.
Die Totenstube steht in der Grenzlage zwischen Kirche und Dorf. Sie befindet sich außerhalb des heutigen Sakralbereichs und ist doch nicht weit entfernt vom Friedhof. Außerdem gliedert sich der neue Baukörper gut in den baulichen Kontext des Dorfes ein. Alleine durch die Konstruktion (Strickbauweise) nimmt er Bezug auf die restlichen Dorfgebäude, obwohl er am Rande steht.
Der Grundgedanke des Entwurfs bestand darin, dass sich die Typologie des Wohnens mit den dazugehörigen Raumfunktionen (Gang, Küche, Stube) für das Trauern im Dorf bereits bewährt hat. Allerdings sollten diese Formen nicht kopiert, sondern für die neue Funktion angepasst werden. So gibt es also in der Totenstube auch verschiedene Räume für das gemeinschaftliche Trauern, wie es in den Dorfbewohnern ihren Häusern bis dahin üblich war.
Es gibt Zugänge auf zwei verschiedenen Ebenen, vom Dorf kommend hat man die Möglichkeit das Gebäude im untere Stock zu betreten, vom Friedhof her gelangt man direkt ins Obergeschoss. Im oberen Gerschoss befindet sich ein Aufenthaltsraum, der für Gespräche der Trauernden vorgesehen ist. Über einen Gang gelangt man zur Treppe, die nach unten führt. Dort befindet sich der Aufbewahrungsraum.
Um den Bezug zu den anderen Gebäuden des Dorfes herzustellen ist der neue Baukörper aus Holz und in Strickbauweise ausgeführt. Jedoch hebt sich die Totenstube in der Konstruktion doch von den anderen Gebäuden ab, weil bei ihr eine doppelte Strickbauweise zum Einsatz kommt, was widerum die gesteigerte Massivität im Vergleich zu den Wohngebäuden spürbar und erlebbar macht.
Fotos: Petr Smidek
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