Unter Sichtbeton versteht man Betonflächen, die unverputzt und unverblendet belassen werden, um eine gestalterische Wirkung zu erzielen. Man unterscheidet grundsätzlich in geschalte Seiten und Einfüllseiten. Die Anforderungen an die Optik von Sichtbetonoberflächen können über die Einstufung in eine der vier Sichtbetonklassen, die im Merkblatt Sichtbeton des DBV eingeführt wurden, erfolgen. Dies ist insbesondere bei vor Ort hergestellten Betonflächen hilfreich, da im Werk hergestellte Sichtbetonflächen grundsätzlich einen erhöhten Standard aufweisen.
Sichtbetonklassen:
SB 1: Flächen mit geringen gestalterischen Anforderungen, wie im Keller- oder gewerblichen Bereich
SB 2: Flächen mit normalen gestalterischen Anforderungen, wie Treppenhäuser, Stützwände
SB 3: Flächen mit hohen gestalterischen Anforderungen, wie Hochbau-Fassaden
SB 4: Flächen mit besonders hohen gestalterischen Anforderungen, wie repräsentative Bereiche im Hochbau
In den jeweiligen Klassen werden zudem detaillierte Aussagen zu Porigkeit, Textur, Farbtongleichmäßigkeit, Ebenheit, Arbeits- und Schalhautfugen getroffen.
Grundsätzliche Gestaltungsmöglichkeiten von Sichtbetonoberflächen:
Oberflächenstruktur der Schalhaut:
Man unterscheidet in saugende und nichtsaugende Schalhaut. Saugende Schalhaut (z.B. aus Holz oder Textilien) hat den Vorteil, dass überschüssiges Wasser im Randbereich aus dem Beton austreten kann. Die Oberflächen sind dadurch porenärmer, mit weniger Lunkern behaftet, aber auch rauer als bei Verwendung von nichtsaugender Schalung (z.B. aus Metall oder Kunststoff).
Lage und Art von Fugen:
Fugenraster entstehen automatisch durch die Abmessungen der Schaltafeln. Zusätzlich kann das Erscheinungsbild der Fassade über Scheinfugen gestaltet werden, indem Leisten in die Schalung eingenagelt werden. Die Wirkung einer Fuge wird zudem über deren Fase oder Scharfkantigkeit und der Fugenbreite bestimmt.
Nachträgliche Oberflächenbearbeitung:
Kurz vor dem Erhärten können Auswaschungen der Betonoberfläche die Oberfläche modellieren. Nach dem Erhärten des Betons kann durch Sandstrahlen, aber auch durch Methoden wie Polieren, Sägen, Bossieren, Absäuern, Schleifen, etc. die Oberfläche nachträglich verändert werden.
Nachträgliche Oberflächenbehandlung:
Hydrophobe Imprägnierungen dienen in erster Linie dem Schutz gegen Wettereinflüsse und Verschmutzung. Sie verändern die Optik des Betons im Normalfall nicht.
Als gestalterische Mittel dienen dagegen Lasuren und Beschichtungen. Eine Lasur bewirkt durch Zugabe von Pigmenten eine Veränderung der Betonfarbe. Die Betonstruktur wird durch die geringe Schichtdicke nicht verändert, allerdings kann sie, ebenso wie Beschichtungen, eine matte oder glänzende Oberfläche bewirken, zur Wetterbeständigkeit und zum Graffitischutz beitragen.
Elastische Beschichtungen dienen in erster Linie der Überbrückung von Rissen und schließen kleinere Poren. Aufgrund von Schichtdicken im Bereich von 300 µm verdecken sie geringe Konturen und Unebenheiten des Betonuntergrundes.
Starre Beschichtungen mit Schichtdicken um die 80 µm verhindern den Eintrag von Schadstoffen in den Beton und dienen der Farbgestaltung.
Einfärben des Betons:
Sowohl über die Wahl der Betonmischung, als auch über Beigabe von Pigmenten erreicht man eine Färbung des Betons, die dauerhaft und wetterbeständig ist. Das Farbspektrum reicht dabei von Weiß-, Grau- und Brauntönen, die in erster Linie über die Rezeptur erreicht werden, bis hin zu Grün-, Gelb-, Schwarz-, Rot- oder Blautönen mittels Pigmentierung.
Sichtbeton bedarf einer intensiven und detaillierten Absprache zwischen Bauherr, Architekt und ausführender Firma, um die gewünschte Qualität festzulegen. Bei hohen Qualitäten sind die Anfertigung von Musterflächen und der Vergleich mit bereits gebauten Objekten sinnvoll.
Quelle: bauwion