Der Dachstuhl aus Holz ist das traditionsreichste und gängigste Dachtragwerk. Er kann komplett in handwerklicher Leistung, aber auch aus industriell vorgefertigten Bauelementen erstellt werden. Zur Herstellung dienen neben einfachem Bauholz auch zunehmend Holzwerkstoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften, die sich vor allem in Bezug auf Dauerhaftigkeit und Formstabilität unterscheiden. Durch die stetig wachsenden Ansprüche an den Wärmeschutz haben sich neue Trägersysteme entwickelt wie der Kastenträger oder der Stegträger.
Holz ist nach wie vor der gebräuchlichste Baustoff für die Errichtung von Dachtragwerken. Es ist in Mitteleuropa genügend vorhanden und gilt als nachhaltiger Baustoff, der neben dem einfachen biologischen Abbau auch durch die leichte Verarbeitung und den geringen Energiebedarf bei der Gewinnung eine hervorragende Ökobilanz hat. Durch geeignete Konstruktionen und feuerhemmende Anstriche kann eine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit von Holztragwerken erreicht werden.
Aussteifung: Jeder Dachstuhl aus Holzstabwerk muss ausgesteift werden. Eine Möglichkeit sind Auskreuzungen, sogenannte Windrispenbänder, aus verzinktem Stahl. Aber auch durch scheibenartig angeordnetes Plattenmaterial kann ein Dachstuhl ausgesteift werden, beispielsweise durch genutete OSB-Platten als Innenverkleidung oder durch Unterdeckplatten verschiedensten Materials auf den Sparren. Die genaue Festlegung erfolgt durch den Tragwerksplaner.
Dämmung: Bei der Lage der Dämmung eines Dachstuhls werden Aufdachdämmung und Zwischensparrendämmung unterschieden. Bei einem Sichtdachstuhl bleibt die Dachkonstruktion sichtbar. Erst über der Schalung werden Dampfbremsschicht und Dämmung angebracht (=Aufdachdämmung). Bei der Zwischensparrendämmung liegt die Dämmung zwischen den Sparren, darunter befindet sich die Dampfbremsschicht sowie die Innenverkleidung, eventuell auf einer Unterkonstruktion als Installationsebene oder zum Toleranzausgleich. Es gibt auch Mischformen, für eine bessere Dämmwirkung wird z.B. eine Zwischensparrendämmung oft mit einer Aufdachdämmung kombiniert.
Sichtdachstuhl: Vor allem bei der Planung eines Sichtdachstuhls sollte in Zusammenarbeit mit der ausführenden Firma ein Sparrenplan erstellt werden, bei dem die genaue Aufteilung des Dachstuhls festgelegt wird, unter Berücksichtigung der an den Dachstuhl anschließenden Trennwände.
Wärmedämmung bei Doppelstegträgern: Bei Dachaufbauten mit Doppelstegträgern eignen sich vor allem flexible Dämmungen oder Einblasdämmungen, um Hohlräume in der Dämmebene zu vermeiden. Alternativ werden aber auch Doppelstegträger angeboten, die bereits eine Stegdämmung integriert haben um den profilierten Querschnitt des Trägers auszugleichen.
Elementbauweise: Wenn der Bauablauf eine besonders schnelle Dichtigkeit des Daches erfordert, können ganze Dachelemente vorgefertigt werden. Hierbei werden aus Innenschalung, Sparren und Außenschalung ganze Elemente hergestellt, die je nach Größe und Gewicht auch bereits gedämmt sein können.
Holzschutz: Um die Haltbarkeit von Bauwerken aus Holz zu gewährleisten, ist vor allem der konstruktive Holzschutz besonders zu beachten. Für tragende Bauteile im Außenbereich ist dieser allein jedoch nicht ausreichend, hier muss zusätzlich auch mit chemischen Holzschutzmitteln gearbeitet werden.
Feuchtigkeit: Die Holzfeuchte von Bauschnittholz aus Nadelholz darf beim Einbau nicht über 20% liegen. Generell sind alle Holzbauteile vor Niederschlägen und hoher Luftfeuchtigkeit zu schützen, z. B. der Feuchtigkeit von Putz- und Estricharbeiten. Falls dennoch eine zu starke Feuchtigkeitsbelastung entsteht ist diese durch intensives Ablüften, Beheizen oder auch technisches Trocknen zu beseitigen. Sollte es im Bauablauf dennoch zu einem Ansteigen der Bauteilfeuchte über 20% kommen, muss nachgewiesen werden, dass innerhalb von 3 Monaten und ohne eine Beeinträchtigung der gesamten Konstruktion, die zulässige Feuchtigkeit wieder erreicht wurde. Ab einer Holzfeuchte von 20% besteht die Gefahr eines Pilzbefalls
Bauablauf Sichtdachstuhl: Besonders bei der Montage eines Sichtdachstuhls ist auf die Witterung zu achten. Falls es nicht möglich ist, die sichtbar bleibende Konstruktion zeitnah und vor anstehenden Regenfällen wasserdicht zu verkleiden, muss diese vorrübergehend mit Folien abgedeckt und geschützt werden. Auch nach der Dachabdichtung ist darauf zu achten, dass zu starke Feuchtigkeit im Innenraum vermieden wird, z.B. durch Putz- und Estricharbeiten. Diese Feuchtigkeit kann nach der Abdichtung nicht mehr durch das Dach abgeführt werden und an den sichtbaren Holzbauteilen Feuchteschäden verursachen, wie z.B. Schimmelbildung.
Sicherheit: Der Bauherr ist verantwortlich für die Sicherheit auf seiner Baustelle, es sei denn, er hat hierfür einen externen Fachmann eingesetzt. Es ist auf eine ausreichend sichere Gerüststellung einschl. Dachdeckerfangschutz zu achten.
DIN 1052-10 Herstellung und Ausführung von Holzbauwerken - Teil 10: Ergänzende Bestimmungen
DIN 4074-1 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit - Teil 1: Nadelschnittholz.
DIN 4074-5 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit - Teil 5: Laubschnittholz.
DIN 18334 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) - Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 68800-1 Holzschutz im Hochbau - Allgemeines
DIN 68800-2 Holzschutz - Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68800-3 Holzschutz - Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68800-4 Holzschutz - Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN 68364 Kennwerte von Holzarten - Rohdichte, Elastizitätsmodul und Festigkeiten
DIN 68365 Schnittholz für Zimmererarbeiten - Sortierung nach dem Aussehen - Nadelholz
DIN EN 336 Bauholz für tragende Zwecke - Maße, zulässige Abweichungen
DIN EN 338 Bauholz für tragende Zwecke - Festigkeitsklassen
DIN EN 1995-1-1 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: Allgemeines - Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 14080 Holzbauwerke - Brettschichtholz - Anforderungen
DIN EN 14081-1 Holzbauwerke - Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit rechteckigem Querschnitt - Teil 1: Allgemeine Anforderungen
Hinweise Holz und Holzwerkstoffe aus: Deutsches Dachdeckerhandwerk: Regelwerk herausgegeben vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH)
Quelle: bauwion