Keramische Bodenbeläge aus Fliesen und Platten bestehen aus anorganischen Rohstoffen, in der Regel aus Tonen und Kaolin, und können je nach Produkt auch Quarz, Feldspat und/ oder Kalk enthalten. Keramische Bodenbeläge sind sehr verschleißfest und, in Abhängigkeit von ihrer Wasseraufnahme, zumeist auch frostbeständig. Durch die Vielzahl verschiedener Oberflächen und Formate ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
Herstellungsverfahren: Keramische Bodenbeläge werden in der Regel bei Raumtemperatur strang- oder trockengepresst (=Formgebung) und dann getrocknet. Beim Strangpressen werden die einzelnen Fliesen/ Platten als Endlosstrang geformt und dann in bestimmter Länge abgeschnitten. Beim Trockenpressen werden dagegen einzelne Fliesen/ Platten in entsprechenden Negativformen gepresst. Die Art der Formgebung hat dabei keinen Einfluss auf die mögliche Verwendung des Produktes, die vom Hersteller festgelegt wird. Neben der genauen Zusammensetzung entscheiden auch der anschließende Brennvorgang und eine eventuelle Glasur über die jeweiligen Eigenschaften wie Optik/ Haptik, Abriebfestigkeit und Wasseraufnahme eines keramischen Bodenbelages.
Verlegung bei Innenanwendungen: Fliesen werden in der Regel mit Mörtel oder Klebstoffen angesetzt und verlegt, die für das jeweilige keramische Material, den Untergrund und ggf. weitere Randbedingungen (z.B. Verlegung auf einer Fußbodenheizung) geeignet sein müssen.
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Aufgrund der unterschiedlichen Aufbauhöhen muss die Verlegeart bereits bei der Rohbauplanung berücksichtigt werden. So kann z.B. eine Ortbetontreppe aufgrund erhöhter Bautoleranzen eine Dickbettverlegung erforderlich machen, während eine Betonfertigteiltreppe aufgrund der genaueren Maßhaltigkeit eine Dünnbettverlegung des Treppenbelages ermöglicht, mit entsprechend anderen Rohkoten der einzelnen Stufen.
Sogenannte Mittelbettmörtel, die mit Schichtdicken zwischen 5 und 20 mm verlegt werden, kombinieren die Vorteile des Dünnbett- mit dem des Dickbettverfahrens.
Es gibt darüber hinaus zahlreiche spezialisierte Fliesenmörtel und –kleber, z.B. mit besonders schneller Aushärtung (Schnellkleber) oder besonders hoher Verformbarkeit (Flexkleber/ -mörtel). Fließbettmörtel dienen insbesondere der vollsatten Verlegung großformatiger Fliesen und Platten.
Keramische Bodenbeläge im Außenbereich: Die Verwendung von mit dem Untergrund verklebten keramischen Bodenbelägen im Außenbereich, z.B. als Terrassen- oder Balkonbelag, ist nicht unproblematisch. Auch bei der Verwendung eines vom Hersteller als frostsicher und für den Außenbereich zugelassenen Fliesen-/ Plattenmaterials kann es zu Schäden infolge von Frost- und Dampfdruck durch eingedrungenes Niederschlagswasser in der Verklebung oder in den Fugen kommen. Zudem können aus dem Fugenmaterial oder dem Verlegemörtel ausgewaschene Substanzen zu Ausblühungen auf der Belagsoberfläche führen. Bei der Planung ist daher unbedingt darauf zu achten, dass in den Aufbau eingedrungenes Wasser gut abgeführt werden kann. Dabei sollte der Belag auf einem wasserdurchlässigen Dickbett verlegt werden, z.B. aus Einkornmörtel (Drainagemörtel), der neben dem Bindemittel (Trasszement) vor allem Splitt mit einer Körnung von z.B. 2 - 8 mm enthält. Zusätzlich sollte unterhalb des Einkornmörtels eine Dränageebene zur sicheren Abführung des Wassers angeordnet werden, z.B. aus hierfür geeigneten Dränageplatten oder –matten, die auf einem Unterbau mit 1-2% Gefälle verlegt werden. Systemvorgaben und –bindungen der Hersteller sind dabei zu beachten. Bautechnisch sicherer ist die lose Verlegung keramischer Platten auf Stelzlagern oder im Splittbett, hierfür ist jedoch in der Regel eine Plattenstärke des Belages von mindestens 2 cm erforderlich.
Rutschhemmung: Für keramische Bodenbeläge ergeben sich, in Abhängigkeit vom Einbauort und der Nutzung, in vielen Fällen Anforderungen an eine geprüfte und klassifizierte Rutschsicherheit. Weitere Informationen s. Lexikonbeiträge ► Rutschhemmung nach GUV-R 181 und ► Rutschhemmung in nassbelasteten Barfußbereichen nach GUV-I 8527.
Raster, Größen und Formate: Die meisten handelsüblichen Bodenfliesen haben Formate, denen das 10 cm–Raster zugrunde liegt, wobei das Rastermaß jeweils als sogenanntes Koordinierungsmaß für Fliese + Fuge gilt, z.B. Fliesenmaß (Werkmaß) 297 mm + 3 mm Fuge = Rastermaß/ Koordinierungsmaß 300 mm, s. Lexikonbeitrag ► Werkmaß, Fugenmaß und Koordinierungsmaß nach DIN EN 14411. Es gibt jedoch auch abweichende Sonderformate, insbesondere bei Terrakotta- und Klinkerfliesen. Die Größen für Bodenfliesen reichen von Mosaikfliesen im Rastermaß 0,5 x 0,5 cm bis hin zu Großfliesen von 120 x 120 cm und mehr, es gibt bereits Sonderentwicklungen mit einer Plattengröße von 100 x 300 cm. Quadratische Formate sind ebenso gebräuchlich wie rechteckige.
Verlegemuster und Fugenbild: Bei gehobenen Gestaltungsansprüchen und in Abhängigkeit von der Fliesengröße und dem Verlegemuster sollte bereits bei der Ausführungsplanung eines Raumes das Fliesenformat feststehen, damit ein darauf aufbauender Fliesenspiegel erstellt werden kann. Entscheidend für die optische Gestaltung ist auch das Fugenbild. Rektifizierte Kanten ermöglichen besonders schmale Fugen, wodurch die Rasterwirkung des Verlegemusters fast aufgehoben wird. Auch kalibrierte Fliesen ermöglichen eine feinere Fuge als unsortierte, rohe Fliesen. Je nach Farbgebung des Fugenmaterials können die Fugen zudem betont oder abgeschwächt werden.
Formsteine: Bei vielen Herstellern gibt es spezielle Formsteine, die in Material, Größenraster und Farbpalette auf die jeweilige Bodenfliesenkollektion abgestimmt sind, z.B. für Treppenstufen, Sockel/ Hohlkehlsockel, als Beckenrandsteine oder als abgesenkte Randsteine für geflieste Duschen.
Eignung für Fußbodenheizung: Wenn der keramische Bodenbelag auf einem Heizestrich verlegt werden soll, muss der gesamte Aufbau, also der keramische Belag einschließlich Unterbau (z.B. Klebemörtel), vom Hersteller ausdrücklich dafür zugelassen sein.
Chemische Beständigkeit: Keramische Bodenbeläge sind in der Regel beständig gegenüber allen üblichen Chemikalien. Nur in Ausnahmefällen sind daher spezielle Produkte erforderlich, bei denen z.B. eine erhöhte Beständigkeit nach DIN EN ISO 10545-13 gegenüber konzentrierten Säuren und Laugen nachgewiesen wurde.
Elektrostatisches Verhalten: Bei bestimmten Nutzungen werden antistatische Bodenbeläge mit einer definierten elektrischen Ableitfähigkeit erforderlich, z.B. wenn eine statische Aufladung in explosionsgefährdeten Bereichen zu einer Gefahr für Leben und Gesundheit werden kann oder wenn empfindliche elektronische Bauelemente infolge einer statischen Aufladung beschädigt oder zerstört werden können. Näheres s. Lexikonbeitrag ► Ableitfähige (antistatische) Bodenbeläge.
Steingutfliesen als Bodenbelag: Steingutfliesen werden bei einer Temperatur von ca. 950 - 1150 °C gebrannt. Ihr Gefüge ist relativ porös, dadurch lassen sie sich besonders leicht bearbeiten, z.B. bohren, sind aber durch die hohe Wasseraufnahme nicht frostbeständig und haben auch nicht die Verschleißfestigkeit anderer keramischer Bodenbeläge, z.B. aus Steinzeug. Sie sind praktisch nur glasiert erhältlich. Als Material für Bodenbeläge kommen sie eher selten zur Anwendung, dann insbesondere in privaten Wohnräumen.
Untergrund: Der Untergrund muss frei sein von groben Verunreinigungen, Ausblühungen oder Rissen. Auch bei zu glattem, zu feuchtem, veröltem oder gefrorenem Untergrund oder bei Unebenheiten, die über die gem. DIN 18202 zulässigen Werte hinausgehen, muss die ausführende Firma gem. VOB C DIN 18352 Bedenken anmelden.
Belegreife: Mit den Verlegearbeiten auf einem Estrich darf erst begonnen werden, wenn dessen vollständige Belegreife erreicht ist. Näheres hierzu auf der bauwion-Wissensseite ►400 | Baustellenestriche.
Elementfugen: Die Fugen zwischen den einzelnen Fliesen/ Platten dienen auch dem Toleranzausgleich der einzelnen Elemente. Verfugt wird nach VOB C DIN 18352 grundsätzlich durch Einschlämmen einer hydraulisch abbindenden Fugmasse grauen Farbtons. Festlegungen zu Fugenbreiten s. Lexikonbeitrag ►Fugenbreiten keramischer Beläge nach VOB C DIN 18352
Abstandhalter: Um die erforderliche Fugenbreite gleichmäßig einzuhalten, werden Abstandhalter eingesetzt. Diese sind entweder Bestandteil der Fliese (als niedrige Vorsprünge entlang der Kanten, die bei der Verlegung der Fliesen/ Platten den erforderlichen Abstand definieren und beim Verfugen vollständig überdeckt werden), oder als separate Abstandhalter (Fugenkreuze), zumeist aus Kunststoff. Besonders kleinteilige (Mosaik-)Fliesen werden alternativ auf Netzträgern aufgeklebt geliefert, bei denen der erforderliche Elementabstand bereits herstellerseitig vorgegeben wird.
Bewegungsfugen: Bewegungsfugen aus Schichten unterhalb des Belages, z.B. aus dem Estrich oder dem Rohbau, müssen in gleicher Breite in den Belag übernommen werden, s. auch Lexikonbeitrag ► Bewegungsfugen im Bodenaufbau. Die Fuge wird dann entweder mit elastischer Fugendichtungsmasse oder einem entsprechenden Profil überdeckt.
Brandfarben: Bei der Ausführung keramischer Bodenbeläge ist auf gleiche Brandfarben zu achten. Dabei sollten die Fliesen immer aus mehreren Kartons gemischt verlegt werden, für eine homogene Verteilung eventuell vorhandener geringfügiger Farbabweichungen.
DIN EN 14411, Keramische Fliesen und Platten - Definitionen, Klassifizierung, Eigenschaften, Konformitätsbewertung und Kennzeichnung
DIN 18157-1, Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren; Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel
DIN 18157-2, Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren; Dispersionsklebstoffe
DIN 18157-3, Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren; Epoxidharzklebstoffe
DIN 18158, Bodenklinkerplatten
DIN 18352, VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) - Fliesen- und Plattenarbeiten
ZDB-Merkblätter, herausgegeben vom Fachverband Fliesen und Naturstein im Zentralverband Deutsches Baugewerbe e. V. (ZDB):
Quelle: bauwion