Ziegelmauersteine für einschalige Ziegelwände können ohne zusätzliche Dämmung alle Anforderungen an den Wärmeschutz nach der neuesten Energieeinsparverordnung (EnEV) bis hin zum Passivhausstandard erfüllen.
Aber auch beim Schallschutz und Brandschutz sind Ziegelwände sehr leistungsfähig. Sie werden aus gebranntem Ton hergestellt und mit Sägemehlzusätzen porosiert, so dass der ursprüngliche Ziegel ein Baustoff aus reinen Naturprodukten ist, der auch in der Entsorgung unbedenklich ist.
Bild: Beispiel "Leichter Planziegel mit Perlitfüllung" - Deutsche Poroton GmbH
Gebäude aus Ziegel sorgen für ein gesundes und natürliches Raumklima. Ihre hohe Wärmespeicherfähigkeit wirkt temperaturausgleichend. Ziegel besitzen ein natürliches Kapillarsystem das die Luftfeuchte reguliert und sind als Außenwand diffusionsoffen. Seit einigen Jahren hat die Industrie Ziegel entwickelt, deren Kammern zur weiteren Verbesserung der Wärme- und Schalldämmwerte mit Dämmmaterial gefüllt sind. Hier kommen je nach Hersteller derzeit Perlite, Mineralfasern oder Nadelholzfasern als dämmendes Füllmaterial zum Einsatz.
Wärmeschutz: Auf Grund der stetig wachsenden Anforderungen an den Wärmeschutz sind gefüllte Ziegel entwickelt worden. Dabei werden die Kammern mit Perlite- oder Mineralfaserdämmstoffen gefüllt. Eine 42,5 cm dicke Außenwand mit λ=0,07 W/mK erreicht auf diese Weise einen u-Wert von 0,16 W/m²K. Mit diesen hochwärmedämmenden Außenwandziegeln können auch Passivhäuser gebaut werden.
Sommerlicher Wärmeschutz: Moderne Dämmziegel haben eine spezifische Wärmekapazität von c = 950 bis 1000 J/kgK und eine Wärmespeicherfähigkeit bei einer 36,5 cm dicken, monolithischen Außenwand von S = 520 bis 650 kJ/m³K. Einschalige Ziegelaußenwände sorgen somit für einen guten sommerlichen Wärmeschutz, zwischen den einzelnen Typen gibt es diesbezüglich keine großen Unterschiede.
Schallschutz: Die Schutzziele in Bezug auf den Schallschutz müssen zwischen Planer und Bauherr vorab definiert werden, da mehrere Regelwerke nebeneinander existieren. Vor allem in Wohngebäuden mit mehreren Einheiten gelten nach dem Stand der Technik hohe Anforderungen, die insbesondere die Übertragung zwischen den Einheiten betreffen. Die DIN 4109 regelt dabei den absoluten Mindeststandard, der heutzutage aber als überholt gilt. Planer sollten die erhöhten Werte nach DIN 4109 Beiblatt 2 und die VDI-Richtlinie 4100 zu Grunde legen. Für Gebäude mit mehreren Nutzungseinheiten müssen Objektziegel verwendet werden, die neben guten Wärmedämmwerten auch sehr gute Schallschutzeigenschaften besitzen. Bei Reihen- und Doppelhäusern müssen die Objektziegel nicht eingesetzt werden, wenn die Ausbildung der Kommunwand eine Schallübertragung zwischen den Einheiten verhindert. Auch bei starker Belastung der Aufenthaltsräume durch Lärm von außen kann es sinnvoll sein, Objektziegel mit hohen Schallschutzeigenschaften einzusetzen. Aufgrund der steigenden Anforderungen, der unklaren Rechtslage und der bauphysikalischen Komplexität des Themas Schallschutz ist die Erstellung eines projektspezifischen Schallschutzgutachtens in vielen Fällen sinnvoll. Aber auch die Ziegelhersteller bieten zu diesem Thema umfangreiche Serviceleistungen an.
Trennwände: Die Einbindung der Trennwände zwischen Nutzungseinheiten in die Außenwand, z. B. zwischen Büroeinheiten oder Wohnungen oder von Treppenhauswänden, ist essentiell für die Einhaltung des geforderten Schallschutzes. Dadurch kann am Übergang zwischen zwei Nutzungseinheiten die Schallübertragung über das Außenmauerwerk unterbrochen werden. Die Hersteller bieten dazu verschiedene Ausführungsdetails an.
Brandschutz: Mauersteine aus Ziegel sind, auch einschl. Ihrer Füllungen, nicht brennbar und entsprechen der Baustoffklasse A1 nach DIN 4102-4. Sie haben damit hervorragende Brandschutzeigenschaften.
Mauerwerksmaße: Trotz Ausstattung der meisten Baufirmen mit Schneidegeräten für Ziegel ist es nach wie vor sinnvoll, in der Planung möglichst die Mauerwerksmaße zu berücksichtigen. Diese sind in der DIN 4172 geregelt und beruhen auf einem Raster von 12,5 cm (siehe ►Mauerwerksmaße im Lexikon). Ausgehend vom 12,5 cm-Raster muss bei der Geschoßhöhe im Rohbaumaß ein Zuschlag von 1 bis 3 cm für das Herstellen des Mörtelbetts einschl. Bitumenbahn berücksichtigt werden, bevor die erste Steinreihe angelegt wird. Wirtschaftlich herzustellende Rohbauhöhen können so z. B. sein: 2,65 m/ 2,775 m/ 2,90 m.
Dampfdiffusion: Ziegelwände haben abhängig von ihrer Rohdichte eine Wasserdampfdiffusions-widerstandszahl μ von ca. 5 bis 10 und besitzen damit eine hohe Dampfdurchlässigkeit. Jede Art von Außenhaut, wie z. B. der Außenputz, sollte ebenfalls diffusionsoffen ausgeführt werden, um den Feuchtetransport nach außen nicht zu blockieren.
Ökologie: Ausgangsmaterialien zur Herstellung von Ziegeln sind tonhaltige Lehme und Wasser, also natürliche Materialien ohne Beimengung von chemischen Zusätzen. Der Energieeinsatz zur Herstellung ist relativ gering, die Entsorgung unproblematisch. Somit weisen Ziegel in ihrer ursprünglichen Form eine gute Ökobilanz auf. Bei der Beurteilung ist jedoch ggf. das Füllmaterial mit zu berücksichtigen, das zu einer Verschlechterung der Ökobilanz führen kann.
Schneiden: Beim Schneiden der Ziegel ist darauf zu achten, dass die Dämmung von gefüllten Ziegeln in den Kammern verbleibt. Einzeln leergelaufene Kammern stellen aber keinen Mangel dar.
Verband: Mauerwerk darf nur im Verband vermauert werden, d. h., dass die übereinanderliegenden Stöße zueinander versetzt sind. Auf eine ausreichende Überlappung ist bei der Bauausführung zu achten, da sonst Putzrisse begünstigt werden. Die Steine sind immer im Verband zu vermauern, also mit versetzten Stoßfugen. Der Versatz (Überbindemaß) muss bei Mauersteinen, deren Höhe 250 mm oder kleiner ist, mindestens 0,4 x H oder 40 mm betragen. Bei Steinen, die höher als 250 mm sind, mindestens 0,2 x H oder 100 mm. Ausschlaggebend ist jeweils der größere Wert.
Öffnungen: Die Laibungen von Öffnungen sollten stets mit den nichtgeschnittenen Seiten der einzelnen Steine ausgebildet werden, damit die Dichtungsbänder bei der Fenstermontage dauerhaft gut halten. Alternativ kann ein Glattstrich aus feinem Mörtel in den Laibungen aufgebracht werden.
Anlegen von Wänden: Auf der Decke oder Bodenplatte wird vor dem Setzen der ersten Steinreihe eine waagerechte Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit und eine Ausgleichsschicht aus Normalmörtel mit einer Dicke von 1 bis 3 cm aufgebracht. Diese dient dem Ausgleich von Unebenheiten, so dass die erste Reihe absolut lot- und fluchtgerecht erstellt werden kann.
Wartezeiten: Erfahrungsgemäß vollzieht sich der überwiegende Teil der regelgerechten Formänderungen eines Rohbaus in den ersten Wochen und Monaten.
Dementsprechend empfiehlt sich eine Wartezeit vor dem Verputzen um Risse zu vermeiden. Eine Wartezeit von 4 bis 6 Monaten ist ratsam.
Frost und Hitze: Bei zu starker Hitzeeinwirkung sollten die Steine angenässt werden, um ein zu schnelles Einziehen des Mörtels in den saugfähigen Stein zu verhindern. Genauso ist das Mauerwerk vor Frost und starker Durchfeuchtung zu schützen. Freiliegende Fensterbrüstungen oder nach oben offenes Mauerwerk sollten mit Platten oder Planen abgedeckt werden.
Lagerfugen: Ziegel werden herkömmlicherweise im Mörtelbett mit ca. 1 cm Dicke vermauert. Die modernen Planziegel von monolithischen Außenwänden werden jedoch im Dünnbett mit ca. 1 bis 2 mm Dicke versetzt. Dadurch wird die Lagerfuge auf ein Minimum reduziert, was u. a. zu einer Verbesserung der Dämmeigenschaft führt, aber auch zu einer Erhöhung der zulässigen Druckspannung.
Stoßfugen: Stoßfugen werden bei den modernen Planziegeln nicht vermörtelt, da diese über ein Nut- und Federsystem ineinandergreifen. Die Fugen sollen also nicht breiter sein als 5 mm. (Siehe ►Außenmauerziegel, Toleranzen)
Hinweis: Die Mauerwerk-Normenreihe DIN 1053 wurde mit Ausnahme der überarbeiteten DIN 1053-4 (Fertigbauteile) zurückgezogen. Nachfolger sind die Eurocode-Normen der Reihe DIN EN 1996.
Hinweis: DIN 4108-1 (Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten) wurde zurückgezogen und ersetzt durch DIN EN ISO 7345.
DIN 4108 Beiblatt 2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Wärmebrücken - Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4109 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4172 Maßordnung im Hochbau
DIN EN 771-1 Festlegungen für Mauersteine, Teil 1: Mauerziegel
DIN EN 1996-1-1 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk
DIN EN 1996-1-1/NA Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk
DIN EN 1996-1-1/NA/A1 Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk; Änderung A1
DIN EN 1996-1-2 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 1-2: Allgemeine Regeln - Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1996-1-2/NA Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 1-2: Allgemeine Regeln - Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1996-2 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk
DIN EN 1996-2/NA Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk
DIN EN 1996-3 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerksbauten
DIN EN 1996-3/NA Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerksbauten
DIN EN 1996-3/NA/A1 Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten - Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerksbauten; Änderung 1
DIN EN ISO 7345 Wärmeschutz - Physikalische Größen und Definitionen
EnEV Energieeinsparverordnung für Gebäude, Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden
Mauerwerk Atlas Die Konstruktion von Tragwerk und Gebäudehülle, Günter Pfeifer, Rolf Ramcke, Joachim Achtziger, Konrad Zilch, 2001
Technische Information zu Ziegelsystemen über die jeweiligen Hersteller
Quelle: bauwion