Fassaden aus Holz gelten als ökologisch und nachhaltig. Neben ihrer Funktion als Bauwerksschutz für die darunter liegenden Fassadenbereiche übernehmen sie in der Regel auch eine wichtige Funktion für die Fassadengestaltung. Die Wahl länglicher Fassadenelemente in vertikaler, horizontaler oder diagonaler Anordnung, kleinteiliger Holzschindeln oder großformatiger Platten beeinflusst die Fassadenwirkung stark. Vor allem in Gebirgs- und Mittelgebirgslagen sind viele Gebäude mit einer traditionellen sägerauen Bretterschalung bekleidet, die zum Teil bereits Jahrzehnte wartungsfrei überdauert haben. Voraussetzung für eine langlebige Holzfassade ist in erster Linie eine Bauweise, die Wasser schnell und ohne Staunässe vom Gebäude abführt, damit alle Holzbauteile nach Niederschlägen immer schnell abtrocknen können.
Holzverschalungen können als Fassade für Holzkonstruktionen oder Mauerwerks- bzw. Stahlbetonwände verwendet werden. Sie werden auf Holzlatten montiert und können hinterlüftet, belüftet oder nicht hinterlüftet mit Luftschicht ausgeführt werden:
Holzschutz, Beschichtungen: Es gibt verschiedenste Beschichtungen und Oberflächenbehandlungen, die das Holz vor Witterung schützen können (siehe Lexikon ► Holzfassade, Oberflächenbehandlung). Auch die Wahl einer natürlichen Vergrauung ist möglich, wodurch das Holz seinen eigenen Witterungsschutz aufbaut und Wartungen der Oberflächen in der Regel nicht erforderlich werden. Mögliche Entscheidungskriterien für die geeignete Oberflächenbehandlung: ökologische und gesundheitliche Aspekte, Art der standortbedingten biologischen Gefährdung sowie Bedeutung und gewünschtes Erscheinungsbild der Holzfassade. Holzfassaden, die konstruktionsbedingt immer wieder schnell austrocknen können, benötigen keinen chemischen Schutz gegen Pilzbefall und eine Schädigung durch holzzerstörende Insekten ist auch nicht zu erwarten. Auch die Lattung hinter der Holzfassade benötigt keine Holzschutzmittel.
Holzschutz, konstruktiv: Durch Oberflächenbehandlungen können die Witterungseinflüsse auf die Holzfassade zwar reduziert, konstruktive Fehler dadurch jedoch nicht kompensiert werden.
Besonders wichtig sind geeignete Detaillösungen für die Anschlusspunkte, wie Sockel, Dach- und Fensteranschlüsse, Latten- oder Plattenstöße, Ecken und Durchdringungen.
Die DIN 68800-2 zeigt vorbeugende bauliche Maßnahmen zum Holzschutz auf. Diese gelten in erster Linie für tragende Holzbauteile, werden aber auch für nicht tragende Bauteile empfohlen.
Die wichtigsten Konstruktionsregeln für eine dauerhafte Holzfassade sind:
Sockelausbildungen: Laut DIN 68800-2 kann der Sockelabstand für wettergeschütztes Holz von 30 cm bis auf 5 cm reduziert werden. Bei Holzfassaden ist dies etwas schwieriger, da sie selbst den äußersten Witterungsschutz darstellen.
Oberhalb von horizontalen bewitterten Flächen ist von einem Spritzwasserbereich von mindestens 30 cm auszugehen, bei glatten geschlossenen Oberflächen bis zu 50 cm. Alle Fassadenhölzer in diesem Bereich werden durch Spritzwasser belastet und geschädigt. In diesem Bereich sollte daher ein Sockel aus einem geeignetem Material ausgebildet werden z.B. aus Putz, Metall oder Faserzementplatten.
Um die sichtbare Sockelhöhe zu minimieren, kann das Gelände vor der Fassade um den nötigen Spritzbereich abgesenkt werden. Der so entstandene Graben um das Gebäude kann entweder komplett oder nur partiell an den Zugängen mit einem Gitter überbrückt werden.
Bei einer horizontalen Schalung kann auch mit Verschleißbrettern gearbeitet werden. Die Holzfassade kann bis ca. 5 cm über Geländeoberkante geführt werden, wenn die unteren Bretter im Spritzbereich leicht ausgetauscht werden können. Bei Platten oder vertikalen Brettern ist dies nicht möglich.
Anschlüsse: Die sorgfältige Planung aller Anschlussdetails einer Holzfassade ist nicht nur wichtig zur Vermeidung von Mängeln bei der Hinterlüftung oder beim konstruktiven Holzschutz, auch optisch entscheiden die Detaillösungen über das Gesamterscheinungsbild der Fassade. Es gibt unterschiedlichste Lösungen für die Ausbildung von Innen- und Außenecken, Sockel- und Dachanschlüssen, Fensterlaibungen und Elementstößen. Alternativ zur Verwendung von Anschlussblechen oder -profilen aus Metall für die Abdeckung von Anschlüssen und Ecken können z.B. auch Überlappungen ausgebildet oder Holzleisten verwendet werden.
Befestigungsmittel: Die gängigsten Befestigungsmittel für Holzfassaden sind Schrauben und Nägel. Viele Hersteller bieten aber auch Befestigungsprofile oder –haken an, die eine unsichtbare Montage ermöglichen. Die Befestigungsmittel müssen einen Mindestkorrosionsschutz gem. DIN EN 1995-1-1 aufweisen. Am besten eignen sich Schrauben und Nägel aus Edelstahl. Geschraubte Elemente können für Sanierungsarbeiten einfach demontiert werden und sind daher besonders an anfälligen Fassadenteilen, wie Fensterlaibungen, zu empfehlen. Bei beschichteten Holzfassaden sollten sichtbare Befestigungsmittel nach der Montage überstrichen werden. Auch die Bemessung der Befestigungsmittel erfolgt gem. DIN EN 1995-1-1.
Konstruktion: Man unterscheidet vier verschiedene Konstruktionen für Holzfassaden. Die hinterlüftete Fassade, die belüftete Fassade, die nicht hinterlüftete Fassade mit stehender Luftschicht und die nicht hinterlüftete Fassade ohne Luftschicht, wobei letztere nur in wenigen Einzelfällen möglich ist
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Abnahme: Wichtige Punkte bei der Abnahme von Holzfassaden:
Gerüstposition: Eine unzureichende Berücksichtigung der Gerüstposition kann zu Nachträgen und Mehrkosten in der Bauausführung führen. Der gem. DIN 4420-1 maximal zulässige Abstand zwischen Gerüst (Fanglage) und Bauwerk beträgt 0,30 m. Dieser Raum reicht unter Umständen nicht aus, um mit der gleichen Gerüstposition ohne zusätzliche Maßnahmen sowohl den Rohbau zu erstellen, als auch die Fassade zu montieren. Es empfiehlt sich daher, bereits beim Aufstellen des Gerüstes während der Rohbauarbeiten den späteren Platzbedarf zum Montieren der Holzfassade zu berücksichtigen. Dies erfordert entweder die Montage von Auslegern/ Gerüstverbreiterungen in jeder Fanglage oder die Montage von zusätzlichem innenliegenden Seitenschutz, bestehend aus Geländerholm und Zwischenholm(en). Dies sollte bei der Ausschreibung der Gerüstarbeiten entsprechend berücksichtigt werden.
Hinweis: die DIN 4108-1 (Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten) wurde zurückgezogen und ersetzt durch die DIN EN ISO 7345
DIN 18334 (VOB C), Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) - Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18351 (VOB C), Allgemeine technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Vorgehängte hinterlüftete Fassaden
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DIN 68800-1, Holzschutz - Teil 1: Allgemeines
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DIN 68119, Holzschindeln
DIN EN 335, Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten - Gebrauchsklassen: Definitionen, Anwendung bei Vollholz und Holzprodukten
DIN EN 350-2, Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten - Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz - Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
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Fachregeln des Zimmererhandwerks 01 Außenwandbekleidungen aus Holz und Holzwerkstoffen, Herausgeber: Bund Deutscher Zimmermeister im ZDB, Berlin
Quelle: bauwion