Estrichfreie Bodensysteme bieten eine moderne und leichte Alternative zum herkömmlichen Estrich. Estrichfreie Bodensysteme werden im Gegensatz zu Baustellenestrichen als fertige Plattenware auf die Baustelle geliefert und verlegt. Die Austrocknungsphase auf der Baustelle entfällt, es werden keine größeren Mengen an Feuchtigkeit in das Gebäude eingebracht und der Bodenbelag kann schneller verlegt werden. Sie sind hochbelastbar - trotz der geringen Aufbauhöhen, die besonders bei Sanierungen vorteilhaft sind. Durch die Verlegung ohne Trocknungsphase sind die Systeme in der Regel sofort begehbar, der Bodenbelag kann ohne größere Wartezeiten verlegt werden.
Diese bauwion-Wissensseite umfasst das Thema "estrichfreie Bodensysteme". Ein Vorteil von estrichfreien Bodensystemen gegenüber herkömmlichen Baustellenestrichen liegt in der deutlich verkürzten Wartezeit bis zur Belegreife. Zudem führt die trockene Einbringung zu einer geringeren Feuchtigkeitsbelastung des Gebäudes. Ein weiterer Vorteil sind die niedrigen Aufbauhöhen und ein geringeres Flächengewicht, was insbesondere bei der Altbausanierung ein entscheidender Vorteil sein kann. In Verbindung mit einer Fußbodenheizung führt die kleinere Masse zu einer geringeren Trägheit der Heizflächen und damit auch zu einer schnelleren Aufheizung. So kann durch eine individuelle bedarfsgerechte Steuerung zu einem sparsamen Energieverbrauch beigetragen werden.
Verlegearten: Die Verarbeitung und Verlegung estrichfreier Bodensysteme ist nicht normativ geregelt, sondern den jeweiligen Herstellerangaben zu entnehmen.
Schallschutz und Wärmeschutz: Die Erfüllung der Anforderungen an den Schallschutz und/oder den Wärmeschutz gehören zu den wesentlichen Aufgaben eines Bodenaufbaus. In Ermangelung eingeführter technischer Regeln ist hier anhand der technischen Unterlagen des jeweiligen Herstellers und übertragen auf den konkreten Anwendungsfall zu prüfen, ob die gestellten Anforderungen eingehalten werden. Über die Webseiten der Hersteller sind hierzu Beispielaufbauten mit den jeweiligen Schallschutz- und Wärmeschutzwerten verfügbar. Grundsätzlich lässt sich folgendes sagen:
Bestehen gleichzeitig erhöhte Anforderungen an den Trittschall- und den Wärmeschutz, werden bei estrichfreien Systemen mit Holzwerkstoff- und Holzspanplatten, ähnlich wie bei Baustellenestrichen, zwei verschiedene Dämmschichten unterhalb des jeweiligen Materials angeordnet, wobei die Trittschalldämmung unmittelbar unter der estrichfreien Schicht liegt. An den Elementen werkseitig aufkaschierte Dämmschichten haben hierbei einen wirtschaftlichen Vorteil durch die Verlegung in einem Arbeitsgang.
Brandschutz: Die Klasse des Brandverhaltens wird vom Hersteller angegeben. Bei bereits länger im Verkehr befindlichen Produkten erfolgt dies nach DIN 4102-1, bei ab dem 01.01.2002 zugelassenen Produkten nach DIN EN 13501-1.
Untergrund: Der Untergrund muss die hinsichtlich Tragfähigkeit, Brandschutz, Trockenheit, Ebenheit und geplanter Bodenaufbauhöhe festgelegten Anforderungen erfüllen. Weitere Festlegungen des Herstellers zu Art und Beschaffenheit des Untergrundes sind zu beachten, wie z.B. die grundsätzliche Eignung und die maximal zulässige Durchbiegung von Holzdielen für den gewählten weiteren Aufbau. Bei Stahlbetondecken ist unterhalb des Bodenaufbaus eine Trennfolie, z.B. eine 0,2 mm starke PE-Folie, an den Stößen mindestens 20 cm überlappend, anzuordnen, die an aufgehenden Bauteilen, z.B. Wänden, bis zur Oberkante des Belags hochzuführen ist. Bei feuchtebeanspruchten Bodenplatten im Erdreich ist vor dem weiteren Bodenaufbau eine Abdichtung nach DIN 18533 auszuführen. In Nassräumen ist oberhalb des Bodensystems eine Abdichtung nach DIN 18534 erforderlich.
Sofern der erforderliche Wärme- und Trittschallschutz nicht durch das System selbst erreicht wird, wie z.B. bei Holzwerkstoff- und Holzspanplatten ohne aufkaschierte Dämmung, sind die entsprechend zusätzlich benötigten Funktionsschichten unterhalb des Bodensystems anzuordnen.
Hinweis: Da es sich bei estrichfreien Bodensystemen überwiegend um ungeregelte Bauprodukte handelt, kommt den technischen Hinweisen der Hersteller besondere Bedeutung zu, z.B. in Merkblättern oder im Verwendbarkeitsnachweis.
DIN 4108-4 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN 18340 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) - Trockenbauarbeiten
DIN EN 13162 Wärmedämmstoffe für Gebäude - Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW) - Spezifikation
DIN EN 13163 Wärmedämmstoffe für Gebäude- Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) - Spezifikation
DIN EN 13165 Wärmedämmstoffe für Gebäude - Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PU) - Spezifikation
DIN EN 13171 Wärmedämmstoffe für Gebäude - Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) - Spezifikation
ZDB-Merkblatt Rohre, Kabel und Kabelkanäle auf Rohdecken - Hinweise für Estrichleger und Planer, Herausgeber: Bundesverband Estrich und Belag e.V. (BEB); Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB), Stand 08/2003
Quelle: bauwion