Sportausbildungszentrum Mülimatt

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2010
Sporthalle
Gaswerkstrasse 2
5200 Windisch
Schweiz
Fertigteil
Sporthalle
Vollglasfassade
Flachdach
mittig
hinterlüftet
tragend
Architekt
Architekt
Studio Vacchini Architetti

Das mächtige Faltwerk des Sportausbildungszentrums Mülimatt ist mehr als die Summe der tragenden Bauteile: Es formt die Fassade zur Skulptur, dient als Wetterhaut und zeugt zugleich von einer Tragwerksplanung, die weit über das Übliche hinausgeht und eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekt und Ingenieur voraussetzt.

Das Sportausbildungszentrum Mülimatt im Kanton Aargau vereinigt sämtliche Innenräume unter einem eindrücklichen Betonfaltwerk. Die stimmungsvolle Umgebung am Rande eines Siedlungsgebiets in Windisch, zwischen Bahndamm und Aareufer, war Ausgangspunkt des Entwurfs: Nach Aussage der Architekten wünsche man sich an einem Ort, der eine solche Gelassenheit ausstrahle, nur einen »Unterstand gegen Regen und die gleißende Sonne«. Die daraus resultierende Idee, ein großes, freitragendes Dach zu errichten, wurde mit einem vorgespannten Betonfaltwerk umgesetzt. Es überspannt ein Feld von 80 x 55 m in Querrichtung. Mitbestimmend bei der Wahl des Tragwerks war aber auch der Blick von oben aus dem fahrenden Zug, von wo aus das Dach zur fünften Fassade wird. Für die Ingenieure bestand die Herausforderung darin, mit einer möglichst filigranen Struktur eine derart großen Fläche stützenfrei zu überbrücken. Daher haben sie bei der Dimensionierung der Betonelemente gezielt die Grenze des Machbaren ausgelotet und kamen durch die Kombination von Faltwerkstruktur, Vorspannung und selbstverdichtendem Feinbeton zu extrem geringen Tragwerksquerschnitten: Die Dachscheiben sind lediglich 16 cm und die Stielscheiben 20 cm dick. Hier finden die Vorspannkabel, die kleine Einheiten von eins bis sechs Litzen sind, und ihre Verankerungen Platz. Die dünnen Tragwerksquerschnitte machten den Einsatz von selbstverdichtendem Feinbeton notwendig. Dieser überdeckt die Spannkabel und die Verankerungen minimal und führt zu einer kompakten homogenen Oberfläche, was ebenfalls architektonisch erwünscht war.

Tragwerk pur
Das monolithisch verbundene Faltwerk setzt sich aus 27 Rahmenelementen zusammen, die wiederum aus den beidseitigen Stielen und drei aneinander gestoßenen Dachelementen gefügt sind. Aufgrund des abfallenden Geländes fallen die flussseitigen Stiele länger aus als diejenigen am Bahndamm. Die beiden Schenkel der 2,59 m tiefen Stiele spreizen sich nach oben hin derart, dass sie exakt an die v-förmigen Dachelemente anschließen und die Fassade so nahtlos in das Dach übergeht. An den Ecken des ersten und des letzten Rahmens lenkt eine dreieckige Scheibe aus Ortbeton die Kräfte des Dachrandes um. Obwohl der hochverdichtende Feinbeton eine Oberfläche gewährleistet, die auch ohne Oberflächenschutz dicht wäre, ist die Dachhaut mit Flüssigkunststoff versehen – auf diese Weise ist zum einen die Dauerhaftigkeit des Tragwerks erhöht und ein kostengünstiger Unterhalt garantiert, zum anderen sind die in Ortbeton ausgegossenen Fugen zwischen den Elementen wirksam abgedichtet. Das Faltwerk ist somit zugleich Wetterhaut und übernimmt selbst seine Entwässerung, weder ein Dachrand noch eine Regenrinne oder Fallrohre stören das Erscheinungsbild: Das Regenwasser wird im Wellental des Dachs gesammelt und von dort offen auf der Schenkelinnenseite der Stiele zu einem Entwässerungskanal in der Bodenplatte geleitet.

Geschlossenheit und Transparenz
Innerhalb des geschlossen wirkenden Faltwerks begrenzen Glasfassaden und nach oben hin eine an den Faltwerkträgern abgehängte Kassettendecke die Innenräume. So bleibt leider die Untersicht des Tragwerks verdeckt. Ein Spalt zwischen den Stielen und der Fassade zeigt die Unabhängigkeit des Faltwerks, dessen schräge Linien im Kontrast zur Pfosten-Riegel-Konstruktion der Glashaut stehen. Einzig die Zugglieder auf Höhe der Bodenplatte der Sporthallen verbinden die Stiele mit der Ortbetonkonstruktion der Innenräume und weisen auf die Ausbildung des Hallenbodens als Zugscheibe hin.

Quelle: www.db-bauzeitung.de
Photos: René Rötheli - rrphoto.ch Baden, CH

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