Der Erweiterungsbau des Landratsamtes unweit des im frühen 18. Jahrhundert errichteten Rathauses reagiert mit seiner Figur aus zwei ineinandergreifenden Kuben auf den vorhandenen, historisch geprägten Stadtraum. Seine Gliederung durch Vor- und Rücksprünge und seine plastische Höhenstaffelung verbinden den Baukörper wie selbstverständlich mit seiner direkten Nachbarschaft und den verwinkelten, ortstypischen Gassen, die sich immer wieder zu kleinen Plätzen aufweiten.
So werden die vorhandene Körnung und deren Baumassen für das neue Gebäude zur entscheidenden Referenz. Auch die in Sichtbeton mit Sandstein (und Kalksteinzuschlägen) gestalteten Fassaden orientieren sich an den umgebenden Sandsteinbauten. Sockel und Laibungen des Landratsamtes wurden steinmetztechnisch vertikal scharriert und schaffen dadurch - ganz im Stile der historischen Nachbarn – eine klare Differenzierung von Fassade, Laibung und Sockel.
Gerade vom Rathausplatz gesehen entstehen durch die Erweiterung keine massiven, zusammenhängenden Körper, vielmehr tragen die ausbalancierte Gliederung und Maßstäblichkeit dazu bei, dass der Neubau als vertrauter Stadtbaustein gelesen werden kann.
Der direkt an den Eingang gelegte Sitzungssaal im Erdgeschoss öffnet sich mit seiner großzügig verglasten Fassade deutlich nach außen und kann sowohl intern als auch extern genutzt werden. Das teilbare Foyer des Neubaus bietet die Möglichkeit, den Veranstaltungsbereich zu separieren und vollkommen unabhängig zu bespielen. Auch innenräumlich vermeidet der Erweiterungsbau große durchgehende Flure, vielmehr greifen die versetzt angeordneten Räume im Haus die charakteristischen Vor- und Rücksprünge des Stadtraumes wieder auf. Ein zentraler, direkt an das Foyer angrenzender Erschließungskern, um den sich die Haupträume arrondieren, führt die Besucher in die Obergeschosse und sorgt im Zusammenspiel mit den geschickt positionierten Nebenräumen dafür, dass keine Rückseiten entstehen und sich der Neubau mit allen Fassaden selbstbewusst zur Stadt präsentieren kann - sowohl zur Mühlgasse und dem Eisenstädter Platz als auch zur Bibliothek und dem bestehenden Landratsamt.
Als elegant und einfach gestaltetes Haus fügt sich die Erweiterung in das Bild der Stadt, verwebt sich mit der Vielfalt der bestehenden Strukturen und gibt sich gleichwohl mit seiner modernen Architektursprache und den in tiefe Laibungen gesetzten, raumhohen Fenstern als dezidiert zeitgenössischer Bau zu erkennen.
Quelle: Steimle Architekten
Fotos: Brigida González
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