Der volumetrische Baukörper dieses Büro- und Produktionsgebäudes im Münchener Norden wird durch eine dreidimensionale geometrische Faltung der Betonfertigelemente von Hemmerlein dominiert.
Der Architekt entschied sich für ein reduziertes und zugleich charaktervolles Auftreten des dreigeschossigen Hauses. Er und die beteiligten Ingenieure entwickelten diagonal geknickte Betonelemente, die puzzleartig zusammengefügt ein dreidimensionales Fassadenbild erzeugen und dem dunklen Bau die Schwere nehmen. Durch einen ausgeklügelten Montageplan, nämlich die geschossweise versetzte Anordnung der Platten, waren lediglich vier Schalungsvarianten notwendig – zwei für die Längs- und zwei für die Stirnseiten des rechteckigen Baukörpers. In der Breite und Tiefe sind die Elemente auf Variablen der Zahl 16 aufgebaut. Im Wechsel sind breite und schmale Streifen an der Außenhülle ablesbar.
Die ungewöhnliche Faltung der Fassade bezieht auch die Gebäudeecken mit ein und wird durch deutlich erkennbare, dunkle Fugen zusätzlich betont, die in der Vertikalen zickzackartig verlaufen. Die bis zu 24 Tonnen schweren Tafeln kamen vorgefertigt aus dem Werk; die rasche Montage wirkte sich kostensparend auf den Bauprozess aus. Durch die Beimischung von Eisenoxid-Pigmenten erhielten die scharfkantigen, stoß- und porenfreien Betonelemente ihre anthrazitfarbene, matt glänzende Oberfläche. Zu dem geometrischen Spiel kommt dadurch noch das mit Licht und Wetter hinzu, denn je nach Tageszeit und Witterung wirkt die Fassade mal mehr, mal weniger stark modelliert.
Dennoch erscheint der Bau nicht unruhig, denn der Architekt wählte für die Fenster und Tore ähnlich große Formate wie für die Fassadenmodule. Die bis zu 6,60 auf 3,90 Meter großen und maximal 62 Zentimeter starken Tafeln sind im Sandwichsystem aufgebaut: aus einer Tragschicht, einer Dämmschicht und aus der äußeren Fassadenschale. Die Kerndämmung sorgt zusammen mit der Dreifachverglasung der Fenster und der Wärmerückgewinnung aus der Produktionsabwärme über die Fußbodenheizung für den nachhaltigen Betrieb des Gebäudes. Vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen textile, außenliegende Screens, die im geschlossenen Zustand nahtlose, ebenfalls dunkelgraue Flächen ergeben. Von außen sind sie blickdicht, von innen ist die Durchsicht aber möglich.
Draußen dunkel, drinnen hell: Bei der Gestaltung der Innenräume – Stickerei und Druckerei sind auf den ersten beiden Etagen, Büros und Showrooms darüber, Lager und Technik im Untergeschoss angesiedelt – dominieren helle Farben. Außerdem wurde auch hier eine reduzierte, aber hochwertige Materialpalette eingesetzt. Die Wände sind weiß, die eingebauten Stahlmöbel ebenfalls weiß lackiert. Die Fensterrahmen bestehen aus Lärchenholz, die Böden aus poliertem fugenlosem Estrich. Die Räume sind stützenlos, können also problemlos an veränderte Fertigungsprozesse angepasst werden.
Quelle: Beton.org
Photos: Michael Compensis
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