Drei Innenhöfe umschließt der Neubau des Zentrums für Alterspsychiatrie, der zur Klinik St. Pirminsberg im Kanton St. Gallen gehört. Form und Fassade inszenieren ein Wechselspiel von Offenheit und Geschlossenheit, das den komplexen Anforderungen in der Behandlung von Psychiatriepatienten gerecht werden will.
Ein endloser Rundweg
Das neue dreigeschossige Gebäude liegt am westlichen Rand des Klinikgeländes, wo sich einmal der Karpfenteich des Klosters befand. Der plastische Baukörper vermittelt geschickt zwischen den großen Volumen der Konvents- und Erweiterungsbauten und der kleinteiligen Struktur des angrenzenden Orts. Er besteht aus drei ineinandergeschobenen Flügeln, die jeweils um einen trapezförmigen Innenhof organisiert sind. Nach außen angeordnet sind Patientenzimmer und Behandlungsräume, die Erschließung der Etagen liegt innen als Rundweg um die atriumartigen Höfe. Dieser ermöglicht einen endlosen Weg ohne den Zwang, anhalten oder umkehren zu müssen – Sackgassen und Stichflure können auf desorientierte oder psychisch kranke Menschen bedrohlich wirken. Die geschosshohen Glasscheiben erlauben Blicke auf die gegenüberliegende Seite und in die anderen Ebenen. Für die Patienten ist dies ein immer wechselnder Einblick in die Innenwelt des Hauses, ähnlich wie der Blick vom Fenster auf eine Straße. Den Pflegern wiederum ist es so möglich, die Flure der ganzen Station schnell zu überblicken.
Die Pfosten der großflächigen Verglasung sowie Treppen, Handläufe und Einbauten sind aus heller Esche gefertigt, der Fußboden besteht aus einem hellgrauen geschliffenen Estrich, ansonsten dominiert die Farbe Weiß. Die helle, äußerst aufgeräumte Atmosphäre soll beruhigen, Offenheit vermitteln, Aggressionsreize vermeiden.
Geflochtene Ziegel
Eine Besonderheit des Baus ist die Fassade: huggenbergerfries suchten ein Material, das zwischen den traditionellen Holzschindeln im Ort und den hell verputzten Bauten des Klosters vermittelt. Die Lösung stellt ein speziell entwickelter hellbeiger Backstein mit leicht angewinkelten Kanten dar. Der Ziegelverband aus einem kurzen und einem langen Element erzeugt eine Textur, die an Flechtwerk erinnert. Dieses Geflecht wird im Stockwerksabstand durch wuchtige horizontale Attiken aus Betonbändern und durch »Rollschichten« aus den gleichen, hier stehend versetzten Ziegeln optisch verbunden. Die Gliederung betont das Horizontale. Obwohl dies formal eher untypisch für den Ort und für die historische Klosteranlage ist, führt der mehrfach abgewinkelte Grundriss und die zurückhaltende Höhe dazu, dass sich das Gebäude gut in den Kontext einfügt. Ziegeltextur und Attika wurden als »Platten« vorgefertigt und als Großbauteile vor Ort montiert. Für die nötige Stabilität zwischen der zunächst konventionell aufgemauerten Ziegelfüllung und den Gurtelementen aus Beton sorgen Stahl-Armierungen, die im dafür vorgesehenen Loch des Ziegels verlaufen.
Das Fassadensystem ist auch Grundlage für eine weitere bauspezifische Lösung. Die Planer wollten den Patienten ermöglichen, Fenster zu öffnen, ohne dass die dann notwendigen geschosshohen Sicherungen wie ein Gefängnis wirken. In den Patientenzimmern sind deshalb rechts und links neben der festen, fast raumhohen Verglasung Fensterflügel vorhanden, die nach innen geöffnet werden können. Nach außen sind diese Öffnungen durch die vorgehängten Fassadenelemente gesichert, die hier aus auf Lücke gemauerten Backsteinen bestehen – die kürzeren Steine im Verband wurden in diesem »Gitter« weggelassen. Die Armierungseisen im Innern der Konstruktion gewährleisten, dass kein Stein aus dem Verband herausgeschlagen werden kann.
Quelle: www.db-bauzeitung.de
Photos: Beat Bühler